1. Hexenzauber

b) Zauber an Vieh und Frucht

*67. Früher kam es öfters vor, daß die Kühe Blut statt Milch, oder überhaupt keine Milch gaben. Waren Hexen auf den Viehstand des Nachbarn neidig, so liehen sie sich etwas vom Hof aus, dann kam Unglück über das Vieh. Noch böser war es, wenn jemand vom Haus ein Stück Brot aufklaubte, das die Hexe hingelegt hatte.

68. In der Pfarre Kirchberg an der Donau lebte vor etwa 150 Jahren eine Bäuerin, die nicht viel Kühe im Stall hatte, aber täglich einen ungewöhnlich großen Stritzel Butter verkaufen konnte, denn sie strich den Rührkübel mit einer Teufelsschmiere. Durch Burschen, die fensterln wollten, kam es auf, daß die Bäuerin etwas könne. Denn sie rief gerade: „Miazl, ban Nåchbarn kriagns a Kåibl. Gschwind geh, sonst is z’lång.“ Sie wollte Kuh und Kalb verhexen, aber die Tochter verweilte sich zu lange und so konnte der Nachbar noch rechtzeitig ein Kreuz über die Kuh machen, so daß die hexe keine Macht mehr hatte.
Auch der Bauer konnte etwas. Einst ging er an einem neuen Stall vorüber und machte sich dabei etwas zu schaffen. Der Besitzer hatte nun Unglück über Unglück im Stalle und wußte sich nicht zu helfen. Erst als er auf den Rat eines alten Mannes alle Mauern herausreißen und neue setzen ließ, hatte er Ruhe.

69. Vor ein paar Jahrhunderten lebte in Naarn eine Zauberin, die ein Schwarzbuch hatte. Sie wollte immer bei den Bauern die Kühe melken, niemand erlaubte es ihr aber, denn es war bekannt, daß sie das Vieh verhexte.

70. In der Sonnwendnacht sammelten die Hexen Tau und behexen damit die Kühe, so daß sie statt Milch Blut geben. Manchmal werden die Hexen bei dieser Arbeit gesehen.

71. Am Georgitag fischen die Hexen in der Frühe den Tau vom halbhohen, grünen Weizen in ein Hefen und geben ihn ihren Kühen oder fahren ihnen mit der äußeren Fläche der taubenetzten Hand über den Rücken, die Kühe geben dann sehr viel Milch, die des Nachbarn aber um das weniger.

72. Eine Frau in Kremsmünster sah am Georgitag vor Sonnenaufgang ein altes Weiblein, das vom Gras den Tau abstreifte, und sagte: „Nicht gar so fleißig!“ Sogleich hörte das Weiblein mit der Arbeit auf, denn ihr Zauber war durch das Ansprechen zerstört.
Die Kühe des Besitzers, auf dessen Grund Tau gefischt wird, geben keine Milch oder gar statt Milch Blut.

*73. Zwei Burschen sahen auf dem Weg nach Steyr über die Höllwertswiese, wie ein Weib das weidende Vieh wie zählend abtastete. Aufgeregt stoben die Tiere auseinander, das Weib aber war verschwunden, es soll eine Hexe gewesen sein.

74. Im Gebirge wird das Grünfutter in Grastücher nach Hause gebracht. Es gab Leute, die aus diesen Grasbinkeln Milch ausdrücken konnten. Die Kühe aber, die dieses Futter bekamen, gaben keine Milch.

75. Beim Hansen z’Eck in Aurach ging einmal der Bauer mit seinem Knecht ins Holz. In der Mittagsrast aßen sie Ofennudeln. Der Bauer meinte: „Da wäre halt eine Milch gut dazu.“ „Nun so melken wir halt eine Kuh aus, erwiderte der Knecht, hieb zwei Messer in eine Tanne und molk Milch heraus. Abends erzählte die Bäuerin den Heimkommenden ganz bestürzt, eine Kuh hätte mittags Blut gegeben. Daraufhin wurde der Knecht entlassen.

*76. Eine Bäuerin im Braunauer Bezirk schickte an jeden Sonntag alle Leute fort, um ungestört zu sein. Einmal belauschte sie aber ein Bursche durch das Stubenfenster. Sie hatte über die Stangen, die am Kachelofen hinliefen, das Tischtuch hängen, so daß zwei Zipfel herabhingen. Darunter stand der Tisch und auf ihm ein Melksechter. Die Bäuerin zog wie beim Melken an den Tischtuchzipfeln und in den Sechter floß Milch.

77. In Hörsching lieferte man die Milch von einem Bauernhaus zur Bahn und mußte an einem verrufenen Hexenhause vorbei. Stand gerade die Hexe heraußen, so verschwand ein Teil der Milch spurlos aus den Kannen. Als das Weib aus der Gegend fortzog, hörte die Hexerei auf.

78. Eine Bäuerin in Aurach bewahrte einen Kessel mit Kröten unter dem Stallboden. Wenn sie ihnen eine Schüssel Milch hinstellte, spien sie dafür eine Schüssel Schmalz.

79. Eine Bäuerin in der Gschwandt buk in jeder Woche dreimal Krapfen, ohne sich um das teure Schmalz zu sorgen. Im Keller hatte sie einen großen Schmalztopf, darin saß eine sehr große Höppin und spie Schmalz in den Topf. Auch von einer alten Bäuerin in Mining wird es erzählt. Man sah sie nachts im Keller Butter rühren.

80. Eine Bäuerin in Naarn war eine Hexe und rief die Kröten mit den Worten herbei: „Blaue Hosen, greane Strümpf.“ Gemeint war die Farbe der Beine; blau sind die Oberschenkel und grün die Unterschenkel. Einmal wurde sie aber dabei beobachtet. Da krochen die Kröten in das Mauerloch zurück, aus dem sie gekommen waren, und kehrten nicht wieder.

81. Eine Bäuerin in Hörsching hatte immer besonders gute Krapfen. Sie hatte sich dem Teufel verschrieben und wenn sie Schmalz brauchte, rief sie nur: „Wuli! Wuli! Wuli!“ Sogleich kamen aus der offenen Röhre Kröten heraus, die ihr Schmalz in die Töpfe spien. Als ihre Zeit aus war, warf sie der Teufel in einen Teich.

82. In Altenberg gab es Bäuerinnen, die fütterten die Frösche recht gut und diese spien Töpfe voll Schmalz.

83. In den Franzosenkriegen praßten die fanzösischen Soldaten, die in Kemating im Quartier lagen, während die Dorfleute Hunger litten. In einem Bauernhaus trieben sie es besonders toll. Die alte Bäuerin war aber eine hexe und versprach den Franzosen ein feines Essen. Diese saßen begierig in der rußigen Stube. Die Frau machte auf dem Herd Feuer an und murmelte unverständliche Worte. Da kamen schwarze Schweine zur Tür herein und tanzten grunzend um die Alte. Sie nahm eine Pfanne und rief ihre Tiere herbei. Da hüpften Frösche und Kröten herbei und spien Schmalz in die Pfanne. Den Soldaten war der Hunger vergangen, sie stürmten auf und davon.

84. Ein Knabe in Loimbach, Gemeinde Sipbachzell, mußte bei einer Bäuerin, die als Hexe bekannt war, Milch holen. Er kam in die Wohnstube, als gerade die Bäuerin abwesend war. Die Stube war aber voller Broatling, so daß er gar nicht gehen konnte. Da kam die Bäuerin zur Tür herein. Die Kröte, welche alle gegen das Hoffenster sahen, wichen ihr aus. Sie eilte zum Hoffenster und las aus dem Hexenbuch, welches auf dem Fensterstock lag. Sogleich waren die Kröten verschwunden.
Ein andermal kam derselbe Junge über das Hexenbuch und begann zu lesen. Bei der zweiten, dritten Zeile kam die Bäuerin herein, sie las sogleich zurück und schloß das Buch.
Wieder einmal traf er die Hexe beim Stadel des Pflegermüllers. Sie saß bei einer Egge, die am Stadel lehnte und hatte um die Mitte einen Riemen, der an einem Eggenzahn befestigt war. Sie molk aus den Eggenzähnen Milch. Am nächsten Morgen gaben die Kühe Blut, aber keinen Tropfen Milch.

85. Wie in Walding erzählt wird, lebte drüber der Donau eine verwitwete Bäuerin, die sich dem Teufel verschrieben hatte. Im Teiche neben dem hause lebten die Teufel als Frösche. Am Sonntagmorgen, wen Knechte und Mägde in der Kirche waren, stellte die Bäuerin eine volle Schüssel Milch mitten in die Stube und rief die Frösche herbei. Lautlos kamen sie und fraßen die Milch, bald darauf spien sie Butter in die Schüssel zurück. Butter gab es daher im hause im Überfluß. Einmal aber hatte sich ein Knecht hinter dem Ofen versteckt und hörte das Rufen der Bäuerin. Die Frösche vor dem Hause erhoben aber plötzlich ein gewaltiges Gequake. Die Bäuerin suchte nach der Ursache und fand den Knecht. Die Frösche kehrten quakend in den Teich zurück und seither gab es nicht mehr Butter im hause als sonst wo.

86. In Oberbuch schickte eine Bäuerin alle ihre Leute Sonntags in die Kirch, blieb aber selbst immer daheim. einmal wurde sie dabei vom Stallbuben beobachtet, der sich in der Höll, dem Ofenloch hinter dem Schiff, versteckt hatte. Die Bäuerin stellte eine Pfanne auf den Boden und rief: „Lippal, Lippal!“, wie man die jungen Enten lockt. Da kamen lauter Krecking und spien Schmalz in die Pfanne. Die Bäuerin machte daraus Schmalzkoch. Den Stallbuben grauste und er konnte Mittag nichts essen. Er drehte den Teller um, darunter saß eine große Kröte. Keiner rührte einen Bissen an. Den Stallbuben aber jagte die Bäuerin gleich aus dem Dienst, sie ahnte, daß er sie belauscht hatte.

87. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts lebte in Steyregg eine junge Bäuerin, die den Dienstboten am Wochentag wie am Sonntag das Beste vorsetzte und auch in die Stadt mehr lieferte, als der Hof liefern konnte. Der Großknecht wollte der Sache auf den Grund kommen und als die Bäuerin am nächsten Sonntag wieder alle Dienstboten in die Kirche schickte, versteckte er sich in der Stube unter einem großen Bett. Die Bäuerin versperrte die Türen und verhängte die Fenster, dann nahm sie aus einem großen Gefäß eine riesige Kröte und sprach ein paar Zauberworte. Die Kröte spie Eier, Butter und Fleisch in die bereitstehenden Körbe, bis die Bäuerin wieder geheimnisvolle Worte sagte. Dann brachte die Bäuerin das Tier wieder in das Versteck und räumte die Eßwaren in Kammer und Keller. Der Großknecht hatte genug und trachtete, daß er bald aus dem Dienst kam.

88. Auch ein Königswiesner Bäuerin wurde vom Knecht beobachtet, wie sie am Sonntag eine Schüssel Milch auf den Stubenboden stellte und mit dem Rufe „Datscherl, Datscherl!“ Kröten herbeilockte; diese tranken die Milch, dafür spien sie Schmalzbrocken in die Schüssel.

*89. Ein Schneider in Franking, der in einem Bauernhaus auf der Ster war, sah auf dem Ofen eine Schüssel stehen, in die eine Kröte Schmalz spie.

90. In Kirchberg an der Donau sah ein Knecht in der Samstagnacht die Bäuerin nacht auf dem Misthaufen stehen. Mit einem Besen wachelte sie in der Luft, um sich hatte sie die Schmalztöpfe stehen. Von allen Seiten kamen Breitling herbei und spien Schmalz in die Töpfe. Der Knecht machte, daß er weiter kam.

*91. Es gibt Leute, Die Milchkröten haben. In solchen Häusern geben die Kühe überaus reichlich Milch, aus der sich viel Schmal gewinnen läßt. In Kremsegg kauften einmal Leute einen Schmalzstock, eine scheußliche Kröte saß darinnen, die Milch spie. Die hexe hatte die Schmalzstöcke verwechselt.
Am besten ist es in solch einem Fall, den Schmalzstock gut zu verwinden und ins Wasser zu werfen. Der ursprüngliche Besitzer gewinnt dann künftig nicht mehr Schmalz als jeder andere.

*92. Auch eine Innviertler Bäuerin hatte immer eine Menge schönstes Schmalz. Die Leute konnten es sich nicht erklären, bis einmal jemand zufällig am Grunde eines Schmalztopfes eine große Kröte erblickte.

93. Eine Pfarrerköchin kaufte bei einer Bäuerin Schmalz. Die goß es ihr gleich selbst in ein Hefen. Daheim merkte die Köchin zu ihrem Erstaunen, daß das Schmalz nicht weniger wurde; wenn sie auch ein Stück herausnahm, das nächstemal war das Hefen wieder voll. Sie meldete es dem Pfarrer, er ließ das Schmalz umgießen, da saß am Grunde des Gefäßes eine lebende Kröte. Die Bäuerin wurde herbeigerufen und gestand, daß sie das unrechte Geschirr erwischt habe.

94. Eine Bäuerin setzte ihrem Schwager, der zu Besuch war, eine Schüssel schöner, gelber Butter vor. Wie er aber hineinschnitt, stieß er auf lauter Unrat, der furchtbar stank. Jetzt wußte er, daß die Butter zusammengehext war, er sprang auf und davon. Die Hexe versteckte zwar die Butter, die Sache kam aber doch auf, die Hexe wurde überwiesen und verbrannt.

*95. Ein Bauer in Franking, der immer Unglück im Stalle hatte, grub an zwei Stellen im Stall, die ihm sein Nachbar angegeben hatte, Erde aus und leerte sie in einen Eimer in rinnendes Wasser. Das half.

*96. Ein Bauer in Mining hatte mit Teufelshilfe immer viel Getreide, während die Nachbarn recht arm daran waren. Einmal wurde er gesehen, wie er Reisig auf der Tenne drosch. Aus den Agen, den Nadeln, wurden Getreidekörner.

97. Den Feldern fügen Hexen durch den Durchschnitt, einen schmalen Steifen, der sich schief durch das Feld zieht, schweren Schaden zu und hexen das Getreide auf die eigene Tenne. 1921 war bei einem Bauer in Heinrichschlag, Pfarre Grünbach, ein solcher Durchschnitt zu sehen.

*98. Bei einem Bauer in Burgkirchen stand das Korn herrlich. Eines Tages ging aber ein Durchschnitt quer durch das Feld. die Ernte war ganz spärlich, die Nachbarn wußten aber nicht wohin, soviel Korn hatten sie.

99. Unter „Kreuzschnitt“ versteht man eine Zauberei, bei der die Ähren am Felde in Kreuzform abgeschnitten sind. Hexen verstanden sich darauf.

*100. Einem Bauer in Franking machte der Nachbar mit Teufelshilfe einen Durchschnitt; auf einem schmalen Streifen durchs Feld waren die Ähren von den Halmen geschnitten, dadurch zauberte der Nachbar die Frucht in seinen Stadel. Als es der geschädigte Bauer einem Priester sagte, wies ihn dieser an, um elf Uhr mittags einen bestimmten Weg zu gehen, der Täter werde entgegenkommen. Und wirklich begegnete der Bauer dem Nachbarn.

*101. Einem Bauern in Ostermiething wurde auch von einem bösen Nachbarn der Durchschnitt gemacht. Tief drinnen in Bayern erfuhr er von jemanden ein wirksames Mittel. Er durfte nach der Heimkehr neun Tage nichts herleihen. Weil aber der Nachbar, der in dieser zeit zu ihm darum bitten kam, ein Wagenscheit erhielt, konnte ihm die Macht nicht genommen werden und bei der nächsten Ernte gab es wieder einen Durchschnitt.

102. Ein Bauer bemerkte eine Hexe, wie sie beim Korn gerade den Durchschnitt machte. Er war nicht weit vom Haus und redete sie an. Sie lief ihm nach, konnte ihn zwar nicht erreichen, schleuderte ihm aber, während er ins Haus lief, die Sichel nach, daß sie die Tür durchschlug, zum Glück aber niemand verletzte.