1. Von Orten und Sachen

3. Von geheiligten Dingen

b) Hostien und Reliquien

*181. Zu einem Ehepaar in Wels, das ein kleines Haus bewohnte, kamen spät abends zwei Reisende und baten um Gottes Lohn um Nachtherberge. Die beiden räumten ihnen ihr Schlafzimmer ein und übernachteten selbst in einer sonst unbewohnten Kammer. Um Mitternacht hörten sie von der Mauer her wunderbare Musik und vernahmen deutlich den Lobgesang: „Heilig, heilig, heilig.“ In der nächsten Nacht lauschten sie wieder, derselbe Gesang ertönte. Als der Mann am Tage die Mauer abklopfte, klang sie hohl. Er holte Werkleute, sie öffneten eine Höhlung, in der eine Monstranze mit der Hostie stand. Sie wurde in feierlicher Prozession in die Kirche übertragen.

*182. 1490 wurde in Auerbach das Ziborium samt den Hostien geraubt und unter einer Linde vergraben. Ein junger Hirte sah es aber unter dem Baume leuchten und fand das Ziborium. An der Stelle wurde eine Kapelle und später die schöne Kirche Hart bei Pischelsdorf erbaut.

183. Als die Gegend zwischen Friedburg und Mattighofen noch Wald war, fand eine Frau unter einer Buche eine große Hostie. Aber niemand, auch nicht die geistlichen Herren in Mattighofen konnten sie wegnehmen. Erst als man den Bau einer Kirche gelobte, gelang es. Nach einer anderen Erzählung hob sie ein frommer, neugeweihter Priester auf. Man erbaute die Kirche Heiligenstatt. Die Hostie soll bei der Weihe der Kirche unter dem Altarstein hinterlegt worden sein, daher der Name der Kirche.

184. Daß die Kirche in Heiligenstatt bei Mattighofen auch Heiligenblut heißt, rührt von folgender Begebenheit her: 1434 brachte Hans Kuchler eine Kreuzpartikel vom heiligen Land für die Kirche in Heiligenstatt mit. Die Hälfte aber wollte er dem Stifte Mattighofen widmen. Als das Kreuzteilchen zerschnitten werden sollte, floß aus dem Holz Blut, deshalb ließ man die Partikel ungeteilt in der Kirche „beim heiligen Blut“.

185. Einmal wütete ein verheerender Brand in Windischgarsten, dem 26 Häuser zum Opfer fielen. In ihrer Verzweiflung eilten einige Frauen in den Pfarrhof und verlangten, der Pfarrer möge das Feuer mit dem Allerheiligsten segnen, damit dem Feuer Einhalt geschehe. Der Pfarrer zögerte lange, weil das Allerheiligste nur unter Begleitung von zwei Bürgern mit brennenden Kerzen aus der Kirche getragen werden durfte, alles aber beim Feuerlöschen war. Schließlich aber holte er doch die Monstranze aus der Kirche und trat dem Feuer entgegen. Als er den Segen über die Flammen gesprochen hatte, griffen sie nicht mehr weiter. Selbst ein strohgedecktes Wirtschaftsgebäude, das nur durch eine schmale Gasse von zwei brennenden Häusern getrennt war, blieb verschont.

*186. Im 11. Jahrhundert fuhr Abt Konrad von St. Emmeram in Regensburg donauabwärts, im Struden geriet das Schiff in höchste Gefahr, so daß die Schiffer schon verzagten und zu rudern aufhörten. Konrad griff nach einem Kreuz mit Reliquien vom Stab des hl. Emmeram, das er am Halse trug und bald arbeitete sich das Schiff aus dem Wirbel.

*187. Rebellische Bauern, die 1626 nachts an einer Kirche zwischen Enns und Wels vorbeikamen, sahen ein Licht in ihr. Da sie versperrt war, ließ sich einer emporheben und schaute durchs Fenster. Er sah einen Priester Messe lesen. Als sie aber die Kirche aufsprengten, war sie leer. Der Bauer, der durchs Fenster geschaut hatte, fand im Tabernakel drei Hostien. Er steckte sie heimlich zu sich, weil er gehört hatte, daß man dann hieb- und kugelfest sei. Doch von der Stunde an wurde er unruhig und wollte die Hostien von sich haben, doch klebten sie so fest an seinem Kleid, daß er sie nicht lostrennen konnte. Schließlich ging er heimlich ins Minoritenkloster in Wels, bekannte seine Schuld und wurde Laienbruder. Die Bauern entdeckten ihn aber und stürzten ihn aus dem Fenster eines Wartturmes. Er hatte aber noch so viel Kraft, sich ins Kloster zurückzuschleppen und dort die Wegzehrung vor seinem Ende zu empfangen.

*188. Ein Jägerbursch konnte kein Wild erlegen, wenn er auch traf, biß das Blei nicht ein. Es war ihm ‘s angetan worden. Ein zweiter Jägerbursch verleitete ihn, als Gegenmittel bei der Kommunion die Hostie nicht zu verschlucken, sondern in einem weißen Tuch nach Hause zu tragen. Am nächsten Tag gingen dann die beiden in den Wald, der Verführer nagelte das Tuch mit der Hostie an einen Baum und ließ den Jägerburschen darauf schließen. Im selben Augenblick aber war das Tuch mit der Hostie verschwunden.

*189. In den Grenzbergen zwischen Oberösterreich und Steiermark nördlich von Admont lockte einst der Teufel, der die Gestalt einer weißen Gemse angenommen hatte, einen Jäger auf eine Felsplatte, von der er nicht vor noch zurück konnte. Zwei Tage schmachtete der Arme, bis er sich einem Halter verständlich machen konnte. Alle Bemühungen ihn zu retten, waren umsonst. auf einem Zettel, den er mit einem Stein hinabwarf, bar er, ihm das Altarssakrament zu zeigen. Der Priester hielt die Hostie empor und der Arme stürzte nach einem inbrünstigen Gebet in die Tiefe. als man ihn zerschmettert fand, hatte er die Hostie, die wunderbar aus der Hand des Geistlichen verschwunden war, im Munde.

190. Die heilige Fichte bei Pinsdorf hatte fast die Form einer Monstranze und war wegen einer Reihe von wunderbaren Vorfällen hochberühmt.