3. Verschollene Stätten

81. Beim Dorfe Waldburg stand auf der Burgleiten das feste Schloß, an das noch der Name Hofbauer erinnert. Zwei gläserne Vasen in der Kirche sollen von den ehemaligen Burgherrn stammen. Zuletzt gehörte die Burg dem Kreuzherrnorden, woran die Chorstühle in der Kirche erinnern. Die Burg wurde von Feinden zerstört, die Stelle des Turmes zeigt ein Loch an, das sich nicht ausfüllen läßt.

*82. Auf dem Mühlberg im südlichen Kobernauserwald, unweit Schneegattern, war ein Schloß, das schon seit undenklichen Zeiten verfallen ist.

83. Die Ruine Kronast bei Neumarkt im Mühlviertel war einst ein Raubritterschlössel. Zwei unterirdische Gänge führten zum Lamplmair, einem Bauerngut. Das Schloß hätte man gern weggerissen, aber es ging nicht. Als sich wieder einmal ein Knecht daran machte, stürzte er in ein tiefes Loch und kam nicht mehr heraus.

84. Im Wintergraben, eine Viertelstunde aufwärts vom Schwarzengraben gegen das Richtbergtaferl, befindet sich hinter einer Hütte ein Steinwall. Der Ort wird von den Einheimischen die Ritterburg genannt.

*85. Eine halbe Stunde von der Pfarrkirche Kirchham entfernt befinden sich Mauereste, es sollen die Trümmer des einstigen Schloßes Untersberg oder Hüttenberg sein.

86. Auf dem Hochkuchel stand eine Burg, deren Graben noch kenntlich ist, die Leute nennen ihn den Schanzgraben. Nach einer verschollenen Sage soll die Burg gegen die Einfälle der Ungarn erbaut worden sein.

*87. Zu dem längst zerfallenen Schloß auf dem Hochkuchel gehörte ein mächtiger Turm in Lohnsburg, der Hungerturm, der dann später zu einer Kirche umgebaut wurde. Von den Kuchlern wurden die Tafernen in Kobernaußen und Weissendorf erbaut.

*88. Die vordere Hälfte der Pfarrkirche von Frankenburg soll aus den Ruinen des Schlosses Frankenburg entstanden sein.

*89. Südwestlich von Gstaig bei Vormoos stand eine Burg auf der Höhe eines Bergrückens. Aus ihren Steinen soll die Kirche Vormoos gebaut worden sein.

*90. Auf dem Buchberg bei Munderfing hatten die Grafen von Wartberg ihr Schloß. Als es zerstört wurde, schenkten sei den Buchberg den Mauerkirchnern und bauten gegenüber das Schloß Spitzenberg oder Spreitzenberg.

91. Bei Lohnsburg heißt ein Ortschaftsteil von Schönberg „’s Müherl“ oder „im Mühlerl“. Hier soll eine kleine Mühle gestanden sein, in der das Getreide für die Burg Hochkuchl gemahlen wurde.

92. Zwischen dem Almberg und Kratzing stand in der Gemeinde Schörfling eine Ritterburg, vor 50 Jahren war sie noch kenntlich.

*93. In Kematen a. d. Krems stand eine Burg, der Name „Bibürgerhäusl“ erinnert noch daran.

94. Rüstorf wurde einst von einer Burg beherrscht. Sie soll sich dort befunden haben, wo heute die Maglinhäuser stehen.

*95. In einsamer Waldgegend bei Feldkirchen im Innkreis liegt das Bauerngehöft Hansrieder und nahe daran eine Kapelle. Hier soll einst ein Schloß gestanden sein, eine Sölde hat noch den Hausnamen „Schloßmann“.

*96. Nach einer anderen Überlieferung soll an der Stelle des Bauernhauses das Pflegegericht gewesen sein, oder eine Strafanstalt. Die Gefangenen waren in unterirdischen Räumen untergebracht. Beim Kellergraben entdeckte man einen Totenkopf, der von einem Gefangenen herrühren soll.

97. Bei Naarn stand einst das stolze Hartschloß. Der letzte Besitzer war ein Raubritter. Er wurde gefangen genommen und sein Schloß niedergerissen. Die Steine wurden zum Bau anderer Häuser verwendet. Verwitterte Steine liegen noch hinter dem Toberhäusel. An der Stelle des einstigen Schlosses wurde das Aistleitnerhaus gebaut und bekam den Namen Hartschlössel.
Bei Naarn stand auch das Raubritterschloß „Karl im Hof“, Karlinghof.

*98. In Überackern stand die Burg Aufhaufen, die am Braunlechnertümpel versank und der Ratzlhof, der ein Raubritterschloß war und unterirdische Gänge hinüber nach Bayern hatte.

*99. Pfaffstätt im Mattigtal stand auf einer Höhe des Siedelberges, der Platz heißt noch Burgstall, auch Schatzgrab.

*100. Wo sich jetzt der Pfarrhof in Moosbach befindet, war einst ein Schloß, das später in ein Strafhaus umgewandelt wurde. Ein unterirdischer Gang, in dem Geld zu finden sein soll, führt nach dem Schacher. Dort bestand auf der heutigen Vogeltenn auch ein Schloß, der Berg heißt noch Schloßberg.

*101. Vor Waldneukirchen lag an der Straße nach Steyr ein Raubritterschloß, der Teufelsturm. Er soll tief in die Erde gegangen sein, sein Ausgang wurde schon vor mehr als 100 Jahren zugemauert. Noch ist der Brunnenschacht zu sehen. Das Sterbeglöcklein vom Jahre 1693 kam in die Pfarrkirche.

*102. Zwei Wegstunden von Frankenburg lag einst das Jagdschloß Zeissering oder Zeiseling. Es war ein Holzbau, nur mehr der Brunnen ist bemerkbar. Heute steht an der Stelle Wald, er heißt aber noch immer Kleepoint. Das Schloß stürzte mit der Zeit ein, als vor 400 Jahren die Leute dieser Gegend bis auf zwei Personen ausstarben.

*103. Bei Natternbach stand die verschollene Burg Wolfstein. Sie war ohne Wehrmauer angelegt.

104. Die heutigen Teichtwiesen zwischen dem Naarner Hartschlössel und dem „Bäck im Teicht“ waren früher große Fischteiche der Ritter von Hart. Vor vielen hundert Jahren fuhren Ritterfräulein darauf in Kähnen herum. Als die Fischzucht aufhörte, wurden die Teiche zu Sumpfwiesen.

*105. An der Stelle von Goisern stand vor langer Zeit die Stadt Goisernburg. Auf der Guglalm, auf dem Moosberg, besonders aber zu Gräd gab es Golderz, auf der Sperralm und auf dem Kollerwald war Kupfererz zu finden. Auf dem Reichenstein, am Himmel, am Brimersberg und Hämmersberg gutes Silber. Im Riedeln und auf dem Koglgute gab es Eisenerz. Die ganze Gegend war eine Bergwerksgegend.

106. Als die Donau unter Mauthausen viel weiter südlich bei Erla-Kloster floß, war dort, wo jetzt Au ist, eine Stadt; der Sporn an der Aistmündung ist der Platz, wo die Kirche stand. Die Donau brach aber durch und riß alles mit. Die Wassergräben am rechten Donauufer heißen noch „die alte Donau“.

107. Vöcklabruck war einst so groß, daß die Kirche von Schöndorf mitten in der Stadt lag. In Obereck, 11/2 Stunden vom heutigen Vöcklabruck soll Kirche und Friedhof gewesen sein. Beim Schlagerhaus in Obereck liegen auf dem Grunde einer Wasserlache große Bloche, die aus der Zeit der Stadt herrühren. Erst nach dem Untergang dieser gewaltigen Stadt entstand Vöcklabruck.

108. Schwanenstadt war einst eine mächtige Stadt, sie dehnte sich westwärts nach Puchheim und gegen Osten bis gegen Breitenschützing aus. Rüstorf lag mitten in der Stadt.

109. Zwischen den Ortschaften Burgstall und Gallenberg und über die Fluren von Dangelfing bis Altheim hinauf stand einst eine große Stadt, die untergegangen ist. Die Zukirche von St. Ulrich war die Pfarrkirche, auf dem Gallenberg stand der Galgen.

110. Zwischen Lochen und Lengau war vor Zeiten eine Stadt, auf den Feldern im Nordwesten von Lochen fand man Bausteine.

*111. In der Gegend von Ibm befand sich eine große Stadt, die im Moor versank. Auch an der Stelle von Ranshofen dehnte sich eine mächtige Stadt aus, angeblich zu Römerszeiten.

112. In uralter Zeit war Gaflenz eine große Stadt. Durch eine furchtbare Überschwemmung wurde sie vernichtet. Außerhalb des Marktes steht beim Pfarrhof eine alte Kapelle, in eine kleine Öffnung in der Mauer paßte der Riegel des alten Stadttores. Der Kreuzstock und die drei Brunnenhäuser im Markt sollen aus dieser Zeit stammen.

112a. An der Straße nach Steinbach an der Steyr, etwa 20 Minuten von Adlwang entfernt, befindet sich über einer verdeckten
Quelle eine Kapelle. Hier soll einst eine Nikolauskirche gestanden sein und aus ihr auch das Standbild des heiligen Nikolaus in der Kapelle stammen. Die Kirche gehörte zu Bad Hall, das einst eine furchtbar große Stadt war. Sie reichte über die „Anarekirche“ – jetzt eine Bildsäule in Medingdorf-Weißenbach herüber bis St. Nikolaus und zur Hohen Linde. In Kriegszeiten ging die Stadt zugrunde.

*113. In Nußdorf am Attersee bestand einst ein Nonnenkloster, in der Folge kam es nach Traunkirchen. Beim Dorf heißt eine Flur „Das Gmäuret“, hier wurden schon öfter Mauertrümmer ausgegraben.

114. Auch in Steinbach am Attersee soll ein Kloster gestanden sein. Daher gibt es im Höllengebirge noch zwei Pfaffengräben und bei Steinbach ein Pfaffenland.

*114a. Neben der Kirche von Reichenau stand einst ein kleines Kloster, das zur Pflege der Pilger ins heilige Land bestimmt war.

*115. In der Gegend von Mauthausen befand sich in alten Zeiten ein Versorgungshaus für Blinde. Hier sollen Kreuzfahrer, die auf der Pilgerfahrt in das heilige Land ihr Augenlicht einbüßten, Aufnahme gefunden haben. Die Erinnerung an die Stätte wahrt der Ortsname Blindendorf.

*116. Im Tal des Edelbaches zwischen Windischgarsten und Spital am Pyhrn stand einst auf fruchtbarem Boden ein Kloster. Es ist versunken und die Flur hat sich ins jetzige Torfmoor verwandelt.

*117. Auf dem Hochkogel, der merkwürdige Felsgestalten hat, soll ein Kirchlein gestanden sein und zwei Felsengebilde sollen Heilige aus dieser Kirche sein. Sie haben die Form von weiblichen Figuren, die eine hat Haupt und halben Körper mit einem Schleier verhüllt, die zweite ist in einer betenden Haltung zusammengesunken.

*118. Die ursprüngliche Pfarrkirche von Saxen soll weiter südlich gestanden sein, heute fließt die Donau dort.

*119. In Ruprechtshofen stand vor Jahrhunderten eine Kirche, in der Gottesdienst gehalten wurde; auf der Altwiese, dem Tabor zu, lag der Friedhof.

*120. Die Marienkirche zu Vorchdorf stand früher auf dem Frauenberg, wurde aber von den Ungarn zerstört.

121. In Eglacken bei Stadl-Paura versank eine Kirche, auch von einer versunkenen Kirchenglocke wird erzählt.

*122. Wo heute die Kirche von Perg steht, soll sich eine Kapelle befunden haben, die dem heiligen Georg geweiht war.

123. Beim Brandstättner-Gut bei Scharnstein soll ein Friedhof  gewesen sein. Links vom Trambach lagen die Katholiken, rechts die Protestanten. Heute steht dort eine Kapelle an der Straße.

124. Am Westabhang des Hagl bei Attnang heißt ein Bauerngut „Meier zu Kiriberg“. Der Hausgarten soll einst der Friedhof gewesen sein und ein unterirdischer Gang hier sein Ende gehabt haben.

125. Die alte Michlbäuerin zu Naarn erzählte immer, daß auf dem Steyrerfeld, hinter dem heutigen Kagererhaus, ein Friedhof gewesen sei, erst später soll er um die Kirche gelegt worden sein. 1922 fand man auf dem Felde ein vorgeschichtliches Grab.

126. Die Donau hatte einst ein größeres Bett und floß von Stauff herab. Das Aschacher Becken durchfloß sie in sieben Armen, einer ging am Bergrand, vorbei an Landshaag, Bergheim, Rosenleiten und Freudenstein, bei Ottensheim vereinigte er sich mit den anderen Armen. Beim Haus Pösting Nr. 11, das heute eine halbe Stunde von der Donau abseits liegt, war noch lange ein Stein mit einem Ring zum Anhängen der Zillen zu sehen.
Damit die Schiffer sich auch bei Nacht in dem Auengewirr des Aschacher Beckens zurechtfinden konnten, wurde ein Leuchtturm gebaut. einige Meter davon steht jetzt die Pfarrkirche von Feldkirchen an der Donau, der Leuchtturm wurde zum freistehenden Kirchturm. Westlich von Feldkirchen heißt ein Bauernhaus in einer kleinen Bodenwelle Fischbauer, die umliegenden Felder Fischbauernfelder.

*127. Heute liegt Arbing eine Stunde landein, einst lag es an der Donau. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts erinnerte man sich, daß an den Häusern eiserne Ringe zum anhängen der Zillen waren.

*128. Auch in Perg wurden noch im 19. Jahrhundert Ringe im Mauerwerk gesehen, welche zum Anhängen der Schiffe dienten, denn der Ort lag an der Donau.

129. Die Donau floß einst bei Wagram vorbei, am Spindelbergerhaus in Oberwagram stellt eine alte Malerei einen Schiffzug dar.

130. Die Stafflinger Schiffleute fuhren in alten Zeiten von der Donau durch die Wassergräben gleich bis Staffling.

131. Bei Ried in der Riedmark führt eine Steinbrücke über einen kleinen Bach. Hier sollen einst die Salzfuhren gefahren sein, daher bekam die Brücke den Namen „Donaufuhrt“.