2. Von der Besiedelung des Landes, von Ortsgründungen und Ortsnamen

*40. Die Ebene von Dornach und Saxen bis Mauthausen soll früher ein großer Landsee bedeckt haben, den die Donau durchfloß. Der Kirchturm von Perg war ein Wasserturm und ein Haus dabei ein Schiffmeisterhaus. Gegen Süden war der See durch einen Wall abgeschlossen, daher bekam Wallsee seinen Namen. Der Landesherr befahl die Trockenlegung des Sees: „Zapfet den See ab und machet Land!“ Dies geschah und das neugewonnene Land bekam den Namen Machland. Andere Leute erzählen, nicht der Landesherr, sondern der Herr des Mühlkreises habe das Land trocken legen lassen und es Machland – gemachtes Land – benannt. Er belehnte damit einen edlen Bayern, der sich nun Herr von Machland nannte.

*41. Das Aschacher Becken war ein gewaltiger See. Ein mildtätiges Fräulein auf Schloß Ottensheim ließ den Berg abgraben, so daß der See abfloß.

42. Als das Mühlviertel noch von dichten Wäldern bedeckt war, fand das Christentum bei einem deutschen Stamm in der Tochter des Königs eine treue Anhängerin. Als aber nach des Vaters Tod der Bruder zur Herrschaft kam, verfolgte er die Christen und wollte die Schwester zum Abfall zwingen. Mit einer Schar von Getreuen entfloh sie unbemerkt und wanderte unter Mühseligkeiten viele Tage durch den Wald, bis sie zu einem freundlichen Wiesental kamen, in dem jetzt Königswiesen liegt. Sie ließen sich nieder und brachten den Bewohnern der Waldhöfe das Christentum. Wo jetzt die Kirche steht, wurde ein Waldkirchlein erbaut. Inzwischen hatte sich daheim der Bruder bekehrt und zog reuig aus, die Schwester zu suchen. Schon meinte er, erfolglos umkehren zu müssen, da sah er an einem Baum den Schleier seiner Schwester und fand sie bald selbst. Sie zog mit ihm in die Heimat zurück, freilich fiel ihr der Abschied schwer. Zuvor weihte der Bruder den Schleier dem Marienbilde in der Kirche. Es trägt ihn noch heute. Eine Anzahl der Gefolgsleute blieb in der neuen Heimat. Zum bleibenden Andenken an die Königstochter gaben sie der Siedlung, die um die Kirche entstand, den Namen Königswiesen.

43. Die Burg Werfenstein wurde von Karl dem Großen als Bollwerk gegen die Avaren errichtet.

*44. Kaiser Karl der Große brachte die ersten Geistlichen an den Traunsee. Sie mußten weit herum predigen gehen, sogar bis nach Salzburg kamen sie.

45. An der Mündung der Ischl in die Traun stehen einige Fischerhäuser, sie sollen die ältesten Häuser von Ischl sein. Das Fischerhaus am Fischerzipf wurde von einem Hochwasser an das Ufer geschwemmt, so entstand das Fischerdorf.

*46. In Engelhartszell waren zuerst nur einige Fischerhütten vorhanden, vorne von der Donau, rückwärts von einer hohen Leiten eingeengt, daher wurde der Ort die engere Zelle oder Engelszell genannt.

47. Als die Gegend von St. Konrad bei Gmunden noch von Wald und Gestrüpp bedeckt war, war das Schustermannhaus, eine kleine Sölde an der Sonnenseite von St. Konrad, die erste Behausung eines Jägers.

*48. Die Quelle von Bad Hall wurde dadurch entdeckt, das weidende Schafe von dem aufsteigenden Wasser tranken und nicht wegzubringen waren.

*49. An der Nordseite der Kirche von Laakirchen befindet sich ein kleines Tannenbäumchen, es soll schon zur Zeit der Erbauung der Kirche gesetzt worden sein.

50. Das Feldlhaus, das 11/4  Stunden vom Markt Gaflenz entfernt liegt, gehört noch zum Markt und hat auch am Marktbesitz Anteil. Das Haus soll so weit vom Markt entfernt gebaut worden sein, damit wenigstens ein Haus überbleibe, wenn der ganze Markt abbrenne.

*51. Die Valentinskirche zu Kirchberg bei Linz haben die Herren von Kirchberg und Hartheim erbaut. Ihr Schloß soll im Garten des großen Hofmayrgutes gestanden sein, daran erinnert der Name Schloßberg.

*52. Bei der Warte bei Sarleinsbach und beim Wartholz zwischen Rohrbach und Haslach warteten in der ersten Zeit die Männer zusammen, um gemeinsam zur Kirche zu gehen, da die Gegend durch wilde Tiere unsicher war.

53. Das Gebiet von Wartberg ob der Aist war einst von unermeßlichen Wäldern bedeckt, der Schlupfwinkel von Räubern, die den durchziehenden Kaufleuten auflauerten. Darum warteten immer mehrere Fuhrleute am Fuße des Berges an der Aist zusammen, um den Wald gemeinsam zu durchqueren. So nannte man den Berg und später die auf ihm entstandene Siedlung Wartberg.
Es wird auch erzählt, daß die Fuhrleute vor dem Aufbruch ein altes Pferd in den Wald jagten, um den Wölfen eine Beute zu bieten und dadurch selbst unbehindert durchzukommen.

54. Die Straße von Sandl nach Böhmen führt durch dichten Wald und war früher unsicher. Ein Mann auf einem Berge hatte zwei Hunde, welche Wanderer und Fuhrwerke begleiteten und sie beschützten. Die Ortschaft, die dort entstand, bekam davon den Namen Hundsberg.

55. Am Fuße des Berges, auf dem sich Wartenburg befindet mußten die Ritter bei einer Säule warten, bis sie zum Turnier zugelassen wurden. Aus dem Ruf „Wart an der Burg“ soll der Name Wartenburg entstanden sein.

*56. Maria Schlag wurde als Kloster im nordwestlichen Mühlviertel angelegt. Die Mönche hatten aber in der rauhen Gegend solche Entbehrungen zu erleiden, daß der Vorsteher und ein Bruder dem Hunger und der Kälte erlagen, die übrigen aber wieder fortzogen. Kloster und Kirche verfielen und verödeten, an der Stelle wurde später die Ortschaft Ödenkirchen angelegt. Nach einiger Zeit wurde an der Mühl Maria Anger gegründet, die ursprüngliche Kirche des Klosters Schlägl.

57. Das Dorf Sebern hieß ursprünglich Sebarin, der heilige Severin soll dort gepredigt haben.

*58. Nicht weit von der Mündung der Mattig in den Inn ging der bayrische Herzog Diet über den Inn, um die Römer anzugreifen. Daher heißt die kleine Ortschaft dort Dietfurt.

*59. Herzog Friedrich lernte auf seinen Jagden in der Steyrer Gegend ein Mädchen kennen und lieben und fand Gegenneigung. Einst traf er sie aber in den Armen eines andern, stürzte auf den vermeintlichen Nebenbuhler los und gab ihm einen derben Schlag auf die Wange. Der Getroffene kniete nieder und sagte: „Den Ritterschlag habt Ihr mir nach der letzten Schlacht verweigert, nun habe ich ihn bekommen, weil ich zur Heimkehr meine Schwester geküßt habe.“ Da erkannte der Herzog in ihm einen seiner tapfersten Krieger und ließ den Ritterschlag gelten, der Ort heißt heute noch Adlwang nach der geadelten Wange.

60. König Wenzel saß in Wildberg gefangen, tagsüber war er in einen finsteren Raum gesperrt, die Nacht verbrachte er in einem Turmstübchen und blickte oft stundenlang in die einsame Gegend hinaus. Als einst der Vollmond aufging und die Öde überflutete, rief der König entzückt: „Hell scheint der Mond auf das Öd!“ Die Wächter hörten es und nannten die Gegend von da an Hellmonsödt.

61. Eine zweite Sage bringt Hellmonsödt ebenfalls mit König Wenzel in Verbindung. An bestimmten Tagen durfte sich Wenzel im Schloßgarten ergehen. Dann kamen viele Leute aus der Umgebung herbei, um ihn zu sehen. Die Neugierde führte einmal auch den reichen Bauer von der Öd, der Hellmann hieß, herbei. Die übrigen Leute hatten sich schon verlaufen, der König warf ihm unbemerkt einen Brief über die Mauer zu und bat ihn, das Schreiben nach Böhmen zu schaffen. Hellmann tat es. Wenige Wochen später befreite ein Haufe Böhmen den König. Hellmann hatte die Sache längst vergessen, als er eines Tages nach Böhmen Ochsen kaufen ging. Er wurde festgenommen und vor den König geführt. Der hatte nämlich nach ihm mit dem Auftrag fahnden lassen, ihn zu verhaften, sobald er die Grenze überschreite. Er umarmte ihn, dankte ihm und drängte ihm einen Beutel Gold auf. Heimgekehrt ließ Hellmann von dem Geld in der Öd eine Kirche bauen, um den Leuten den weiten Kirchenweg nach Gramastetten oder Leonfelden zu ersparen. Um die Kirche scharten sich Häuser, der Ort wurde nach Hellmann Hellmonsödt –Hämasedt – genannt.

62. Ein Ritter erschlug einst seinen Bruder Heinrich, seither heißt der Ort Heinrichschlag.

*63. Eine kaiserliche Prinzessin reiste 1208 donauabwärts. In Mitterau mußte sie ans Land gebracht werden und schenkte einem Prinzen das Leben, der Otto getauft wurde. Nochmals wurde er Kaiser, nach ihm wurde sein Geburtsort Ottensheim umbenannt. Das Haus, in dem Otto geboren wurde, steht am Platz. 1682 erhielt es eine Gedenktafel.

*64. Im Heere des Grafen Eckart, der im heiligen Lande kämpfte, befand sich Dietmar, ein Müllerssohn aus der Gegend vom heutigen Ried i. I. Als vor Jerusalem das Banner verloren ging, heftete Dietmar seinen Bundschuh an eine Lanze, um dieses Feldzeichen sammelten sich die schon erschütterten Christen und gewannen den Sieg. Dietmar erhielt den Beinamen der Anhanger, in der Heimat wurde ihm ein Stück Land verliehen. Das war der Anfang von Ried, das zum Zeichen den Bundschuh im Wappen führt.
Nach einer anderen Fassung steckte, als die Fahne verloren ging, Graf Eckart selbst den Bundschuh an die Lanze und sammelt die Seinen. Zum Andenken an den Sieg erbaute er den Markt Ried und gab ihm den Bundschuh ins Wappen.

65. Heute noch wird die Sage folgend erzählt: In den Kreuzzügen kamen die Christen einmal in große Not, sie hatten auch schon die Fahne verloren. Da zog ein Müllerbursche aus Ried seinen Bundschuh aus und steckte ihn als Feldzeichen an einen Stock. Um ihn sammelten sich die Krieger, gingen neuerlich auf den Feind los und schlugen ihn. Seitdem führt Ried den Bundschuh im Wappen. Der beherzte Bursche hieß Dietmar der Anhanger.

*66. Der Graf von Peilstein war ein leidenschaftlicher Jäger. Als einem Edelknaben einmal der ihm anvertraute Lieblingsfalke entkam, geriet der Graf in maßlosen Zorn und drohte, den Jungen am nächsten Morgen hinrichten zu lassen, wenn der Falke nicht herbeigebracht würde. Alles Suchen war vergeblich, doch der beste Freund des Jungen gab nicht nach und fand den Falken auf einem Felsen, der die Form von drei übereinandergelegten Würfeln hatte. Der Fels gefiel dem Peilsteiner so, daß er seine bisherige Feste aufgab und die Burg Falkenstein baute.

67. In Weibern stand einst ein altes Schloß, das drei Fräulein gehörte. Daher stammt der Ortsname. Die Fräulein ließen die Kirche bauen, dazu sollen Steine von der Burgmauer verwendet worden sein.

68. Die Gegend von Leopoldschlag war einstens Wald. Zwei Brüder, die mit Baumfällen beschäftigt waren, wurden von einem Bären angefallen und flüchteten, jeder auf einen Baum. Dem einen aber kletterte der Bär nach und der Bedrängte rief seinen Bruder zu: „Leopold schlag!“ Leopold stieg vom Baum herunter und erschlug mit der Hacke den Bären. Zur Erinnerung erhielt der Ort, der auf der Waldlichtung entstand, den Namen Leopoldschlag.

69. Windische Fuhrleute fuhren mit einem Wagen Gerste nach Steiermark. Wo heute Windischgarsten liegt, ging ein Gerstensack auf und das Getreide rieselte auf den Boden. Übers Jahr kamen die Fuhrleute wieder vorbei und sahen in der Wildnis die schöne Gerste emporwachsen. Es fiel ihnen ein, es könne nur das verschüttete Getreide sein. „Das muß ein guter Boden sein!“ sagten sie und einer von ihnen ließ sich in der Gegend nieder. Das erste Bauernhaus war das des Bauern am Berg. So entstand Windischgarsten und bekam darum seinen Namen. Zum Wahrzeichen führte der Markt drei goldene Ähren im Wappen.

70. Eine neuere Erzählung besagt, daß einst Hamsterer recht viel Gerste aufkauften. Die Säcke aber hatten Löcher und als sie durch einen Ort kamen, rann die Gerste aus und der Wind verstreute sie im ganzen Ort. So kam er zum Namen Windischgarsten.

*71. Die Kirche in Mauerkirchen war ursprünglich ein Holzbau. Als er niederbrannte, wurde eine gemauerte Kirche errichtet. Daher stammt der Name Mauerkirchen.

*72. Bei der Mündung des Kesselbaches in die Donau lag die Burg Königstein. Den Namen erhielt sie, weil der Bau am Tag der heiligen Dreikönige angefangen wurde.

73. Die Ochsenkapelle in der Lederau bei Vorchdorf soll den Namen daher haben, daß ein wilder Stier, den sich niemand zu fangen traute, in die Kapelle gejagt und so gefangen wurde.
Nach einer anderen Überlieferung soll man einst mit dem Vieh zu dieser Kapelle gezogen sein, um Heilung und Schutz für das Vieh zu erflehen. Die Kapelle ist seit dem Ausbau des Ochsengutes nur mehr eine Nische in diesem Hause.

74. Als das nordöstliche Mühlviertel noch ganz dicht bewaldet war, beschloß man, eine Kirche zu bauen und wählte dazu einen Platz wo eine reine Quelle sprudelte. Weil sie aber viel Sand an die Oberfläche brachte nannte man den Ort Sandl.

*75. Zu Nußdorf am Attersee standen einst mächtige Nußbäume, daher hat der Ort seinen Namen. Zuerst sollen vier Höfe den Ort gebildet haben: Koller-, Mittermayr-, Niedermayr- und Seitelhof. Das Dorf hatte einst viele Vorrechte, so das des Weinhandels und ein eigenes Gericht. Noch heißt ein Haus das Nachrichtergütl.

76. Das Gaflenztal war einst ein großer Weiher. Der Abfluß ging über eine hohe Talsperre in die Enns. Biber untergruben diesen Damm, so daß ihn die Fluten schließlich durchbrachen und abflossen. So entstand fruchtbares Neuland und der Ort Weyer wurde gegründet.
An die einstige Beschaffenheit der Gegend erinnert das 1564 verliehene Marktwappen: Sieben sich in die Luft schwingende Reiher, zwei Berge und eine grünende Linde, ein bläuliches Wasser mit drei Fischen und einem Otter, der mit einem Fisch im Maul aus Schilf und Wasser steigt.

*77. Die Kirche zu Oberthalheim wurde schon zur Zeit, als Christus gekreuzigt wurde, gebaut. Der Baumeister starb vor Vollendung der Kirche. Sein Nachfolger kannte den Plan nicht, daher hat der Chor ein anderes Gewölbe. Der Mörtel wurde mit Wein angemacht.

78. Beim Kirchenbau in Tragwein ging das Wasser aus. Um den Bau nicht zu verzögern, wurde zum Mörtelanmachen Wein herzugetragen, was dem Wort den Namen gab.

79. An der Straße von St. Roman nach Vichtenstein liegt im Walde ein Häuschen, das die Leute Stampfen nennen. Einem kleinen Mädchen, das unbeaufsichtigt in der Wiege lag, biß ein Schwein, das hereinkam, die Zehen ab. Das Mädchen wuchs heran, aber auch als Frau blieb ihr ein stampfender Gang. Deshalb wurde sie selbst Stampfen genannt und schließlich auch der Ort.

*80. Beim Totenbach in Goisern, wollte man eine Kirche bauen, immer aber trugen die Wasser das Bauwerk ab.