Die Sage von der Entstehung des Halterkreuzes bei Grein

Autor: Karl Hohensinner


Variante von Julius Aichberger

In dem Häuschen Nr. 152 bei der Überfuhr über den Schwall wohnte vor vielen, vielen Jahren der Halter (Hirte) der Stadt Grein. Dieser hütete einmal bei Hochwasser in der Nähe des Schwalles das Vieh. Während dieses weidete, suchte er das auf der Donau schwimmende Holz aufzufangen, um sich so für den Winter damit zu versorgen. Da kam ein langer Baum daher geronnen. Der Halter fing denselben auf, zog ihn ans Ufer und wollte ihn anheften. Der Baum wurde aber losgerissen und schleuderte den Halter ins Wasser.
Dieser fasste noch rechtzeitig den Baum und trieb mit demselben im Schwalle umher. In seiner Angst machte der Halter das Gelöbnis, wenn er gerettet werde, am Ufer ein Kreuz zu errichten. Da trieb die Strömung den Baum so nahe ans Ufer, daß der Halter den herabhängenden Ast eines Baumes erreichen konnte und so glücklich gerettet wurde. Der Halter hielt sein Gelöbnis
und seit dieser Zeit steht dort das so genannte Halterkreuz.

Die Sage von der Entstehung des Halterkreuzes bei Grein

Variante von Carl Kholler

Ein ehemaliger Halter (Hirte der Stadt Grein), dazumal der Besitzer des gegenwärtigen Königsberger Häusels, hüthete am Schwalle Vieh und wollte verschiedenes auf der Donau Heranschwimmendes auffangen, da kam ein großer Baum, er fing ihn auf und heftete ihn an. Da riß sich dieser los und schwamm mit dem Halter eine Weile im Schwalle herum. Da gelobte derselbe, wenn er der Gefahr glücklich entkäme, an der Stelle ein Kreuz zu errichten. Dies ist die Entstehung des Halterkreuzes und der beiden ihm zur Seite stehenden Lindenbäume.


Aus dem Buch "Donausagen aus dem Strudengau. Das Oberösterreichische Sagenbuch", Band 2 von Hohensinner, Karl. (Kap. 4.2, S. 124–125)

Zurück