3. Teufelskinder und Wechselbälge

325. Alraunen oder Uraundeln sind Kinder des Teufels und der Zauberin Alraune. Es gib unter ihnen gute und schlechte. Wenn man etwas nicht findet, dann sitzt ein Uraundel darauf. Die bösen quälen das Vieh, gegen sie schützt Weihwasser und Geweihtes. Die guten Alraunen heißen Tragerl, denn sie tragen herbei, was man sich wünscht. Wer aber ein Tragerl hat, darf es nicht sagen, sonst ist alles vergeblich. Er muß es noch zu Lebzeiten verschenken oder verkaufen, sonst ist er dem Teufel verfallen. Das Tragerl sagt seinem Besitzer die geheimsten Dinge.

*326. Müttern, die nicht aufpassen, wurde schon öfters statt ihres Kindes ein Wechselbalg in die Wiege gelegt. Besonders leicht geschieht es, wenn sich die Mutter nicht vorsegnen ließ, oder wenn man Mutter und Kind abends nicht mit Weihwasser besprengt, nicht „niedersegnet“.

*327. Der Teufel – es soll auch der wilde Jäger sein – sucht die neugeborenen Kinder gegen Wechselbälge zu vertauschen. Darum wickelt man den Wöchnerinnen geweihtes Wachs um das rechte Handgelenk. Einer Bäuerin, deren Mann es nicht getan hatte, erschien plötzlich ein riesiger Mann mit langem Bart und großem Hut und verlangte ihr Kind. Wie sie aber „Jesus, Maria und Josef“ ausrief, verschwand er.

*328. Ein Reisender traf tief im Walde einen Köhler, der aus Lehm und Holz kleine Kinder formte und auf die erstaunte Frage die Antwort gab, im nahen Bauernhaus werde diese Nacht ein Kind geboren. Weil die Eltern auf das erste Niesen des Kindes nie „Helfgott“ sagten, hätte er ihnen schon drei Kinder ausgetauscht. Auch diesmal werde es so gehen. Da wußte der Reisende, daß er den Teufel vor sich habe. Er suchte das Bauernhaus auf und erhielt Herberge. Als in der Nacht das Kind zur Welt kam und nieste, sprach der Mann „Helfgott!“ Der Teufel konnte dem Kinde nichts anhaben und mußte überdies die drei ausgetauschten Kinder zurückgeben.

329. Ein Mann im Ischlland hatte ein schwaches, armseliges Kind, einen „Wechselbalg“. Es war gutmütig und saß gerne hinter dem Ofen. Eines Tages kam die Ischler Botin herein und sagte zum Bauern: „Laß mich ein wenig verschnaufen. Wie ich über die Sulzbachfelder ging, schrie mir allweil wer: Botin, Botin, sags der Schuri Muri, dem Ridschale-Hadschale sein Kind ist gestorben!“ Während die Botin so erzählte, kam der Wechselbalg hinter dem Ofen hervor und sagte:
„Wån dås is wåhr,
Bleib i a nimmer då!“

Er ging zur Türe hinaus und war für immer verschwunden.