Waldzell

Auf dem Platze, wo jetzt der Ort Waldzell steht, war früherer Zeit dichter Wald. Holzarbeiter und Köhler waren die Bewohner dieser Waldgegend. Die Holzarbeiter waren eben an den Ufern des Altbaches mit dem Fällen der Bäume beschäftigt, als auf dem durch Regengüsse angeschwollenen Bache eine Muttergottesstatue angeschwemmt kam. Die Arbeiter zogen die hölzerne Statue ans Land und beschlossen, auf dem anstoßenden Hügel zur Unterbringung dieser von ihnen hoch in Ehren gehaltenen Statue eine Zelle zu erbauen. Hier verrichteten sie nun ihre Andacht. Bald wurde dies in der Umgebung bekannt und häufiger wurde die Zelle im Wald besucht. Späterhin genügte die kleine Zelle nicht mehr und ein Kirchlein erhob sich auf diesem Grunde, Häuser entstanden rings um das Kirchlein und der Ort Waldzell wurde mehr und mehr von Pilgern besucht. Besonders die Innschiffer kamen als Wallfahrer hierher, um bei der Mutter Gottes in Waldzell Schutz und Hilfe bei Wassergefahren zu erflehen. Zwei Kirchtage entstanden, und der Kirchtag am Sonntage nach heil. 3 Könige wird noch heutzutage stark besucht und ist als der kalte Kirchtag in der ganzen Umgebung bekannt. Auch an den 3 goldenen Samstagen war Waldzell von Wallfahrern stark besucht und werden noch jetzt an diesen Tagen Märkte abgehalten.

Als um das Dorf Ortschaft um Ortschaft sich erhob, wurde Waldzell zur Pfarre erhoben, und aus dem Kirchlein entstand durch einen großen Anbau die Pfarrkirche in ihrer jetzigen Form und Größe. Die alte, kleine Kirche liegt etwas tiefer und es wird dort zu Ostern immer das heil. Grab angebracht.



aus "Oberösterreichische Volks – Sagen"
gesammelt von Kajetan Alois Gloning
III. Legenden und fromme Sagen