Sprechen der Tiere in der Mettennacht

Sage aus dem Innviertel:

Ein Bauer wollte der Meinung, dass die Tiere in der heiligen Nacht sprechen können und sogar weissagen, keinen Glauben schenken, und legte sich Neugierde halber unter die Krippe seiner Ochsen. Als es Mitternacht war, sprach der eine: „Glaubt unser Bauer wirklich nicht, dass wir reden können?“ „Nein,“ war die Antwort, „er glaubt‘s nicht, doch wir führen ihn ohnehin bald in den Friedhof.“ Um die Ochsen Lügen zu strafen, verkaufte sie der Bauer, und zwar zusammen um Einen Gulden. Bald darauf brach eine „Sucht“ aus und fraß Vieh und Leute. Auch der Bauer starb und wurde von den zwei Ochsen, die von allem Zugvieh allein noch übrig waren, zu Grabe geführt.

 

Im Mühlviertel besteht über diesen Gegenstand folgende Sage:

Ein Bauer, namens Griesecker, legte sich in gleicher Absicht auf den Boden über den Ochsenstall. In der Tat hörte er den einen Ochsen zu dem andern sagen: „Du, steh‘ auf, morgen ziehen wir unsern Bauern ins Griesloch.“ Richtig fand man des andern Morgens den Bauern tot, und als man die Leiche auf den Wagen legte, der sie zum nächsten „Freidhof“ bringen sollte, rissen die Ochsen aus, und gingen mit ihm durch ins Griesloch, einen wilden, verrufenen Platz im Böhmerwalde.



aus "Oberösterreichische Volks – Sagen"
gesammelt von Kajetan Alois Gloning
IV. Mythische Sagen