Krämpelstein, das Schneiderschlösschen

In der Pfarre Esternberg, und zwar eine Stunde von dem Pfarrorte, erhebt sich auf der mauerglatten Donauleiten hart am Donaustrome das Schlösschen Krämpelstein.

Die bewohnten Trümmer desselben schweben auf dem Felsen, wie ein lockerer Hut auf dem Haupt. Der Vorüberfahrende an der Donau zittert, wenn er denkt, dass ein bloßes Lüftchen das gefährliche Mauerwerk auf das Schiff hinabschleudern könnte.

Es heißt bei den Schiffern spottweise das Schneiderschlösschen, indem der Sage nach sein einstiger Besitzer, ein armer Schneider, bei Wegschaffung seiner umgestandenen Geiß sich in den Hörnern derselben verhängte, mit dem Tiere so in den Strom stürzte und daselbst ertrank.

 

Eine andere Sage berichtet, dass in diesem Schlösschen ein passauischer Weihbischof längere Zeit im Exil zugebracht habe. Dieser war höchst wahrscheinlich der passauische Domdechant Rupert v. Moßheim, welcher 1545 wegen seiner sonderbaren Lehre gefangen gehalten wurde, und hier (oder nach einer anderen Sage im Schlosse Viechtenstein) starb.



aus "Oberösterreichische Volks – Sagen"
gesammelt von Kajetan Alois Gloning
II. Historische Sagen