Insel Wörth (Strudel und Wirbel)

Auf den Trümmern der Burgruine steht das Wörtherkreuz. Hier hat man einen prächtigen Überblick über das ganze Stromgebiet der Donau mit seiner Staffage von düsteren Wäldern, von Teufelsschlössern. Die Insel fristet mit ihrer Vegetation einer Bauernfamilie eine kümmerliche Existenz.

An Stelle des kleinen Gehöftes stand einst eine Zelle, die der Sage nach ein Graf durch zwölf Jahre bewohnte. Auf einer Reise von Tirol nach Wien begriffen, verunglückte der Graf mit seiner Gattin im Strudel. Seine Diener retteten ihn durch Schwimmen; die Gräfin und die Schiffsmannschaft waren verschwunden, als die beiden Männer die Insel erreicht hatten. Der Graf fasste nun im Schmerze der Trennung von seiner verloren geglaubten Gattin den Entschluß, sein Leben auf dieser Insel zu verbringen. Durch zwölf Jahre teilte der treue Diener dieses selbst geschaffene Los mit seinem Herrn, der keine Ahnung hatte, dass seine Gattin mit der Schiffsmannschaft am Tage des Unglückes ebenfalls gerettet wurde. Die Kunde von den zwei Siedlern auf der Insel Wörth gelangte auch nach Wien, und war Veranlassung, dass sich der Bruder der Gräfin aufmachte, um vielleicht seiner Schwester, die bei ihm lebte, den gleichfalls verloren geglaubten Gatten zuführen zu können. Er hatte sich nicht getäuscht, und die beiden Gatten errichteten nach ihrer Heimkehr auf hohem Felsenriffe das massive Wörtherkreuz, das die Jahreszahl 1552 trägt.



aus "Oberösterreichische Volks – Sagen"
gesammelt von Kajetan Alois Gloning
V. Romantische Sagen (Sagen verschiedenen Inhaltes)