Die Götzen vom Sonnenstein und Scharteneck bei Traunkirchen

Ehe das Christentum seine trostvollen Lehren in unsere Gegenden sandte, war Traunkirchen ein Hauptsitz des Heidentums, wo es sich auch noch lange Zeit nach Verbreitung des Christentums erhielt, und sogar verschiedenen Felsen heidnische Namen gaben, so treffen wir den Baalstein, den Odinstein, den Götzen u. f. w.

In der Mauer des uralten Johanneskirchleins findet man in der Höhe von 2 1/3 Meter einen riesigen, antiken Kopf eingemauert, welcher einer heidnischen Gottheit angehört haben soll. Die Höhe soll die Größe des dortigen Menschenschlages bedeutet haben, dessen Jünglinge nur dann freien durften, wenn sie imstande waren, einen wilden Stier mit den Händen ohne Waffen zu bändigen.

Das Johanneskirchlein soll auf dem Fundamente eines Götzentempels stehen, welcher zerstört wurde, als Apostel der christlichen Lehre die heilige Religion in diese Gegend getragen.

Der Götze Baal hat sich vor der tiefen Heiligkeit der Religion auf den Baalstein geflüchtet. Doch auch dort hatte er nicht Ruhe. Das Gebet der frommen Priester jagte ihn auf den Sonnenstein, wo ihm heidnische Priester Apfelblüten als Opfer brachten. Heiliger Glaubenseifer hieß aber die Christen, dem Götzen zu folgen. Da erfasste den Dämon Verzweiflung und er stürzte sich in den See, dass dessen Wellen bis zum Gipfel des Sonnensteins geschleudert wurden. Beim Sturz riss der Götze den ganzen Berg entzwei bis ins Wasser, und es entstand so der „Teufelsgraben“.

Am Eingang in das Siegesbachthal vom See aus stehen zwei steinerne Gebilde, die Götzen. Einer befindet sich am niederen Sonnenstein; der andere, eine weibliche Figur mit einem Kind, das sie dem männlichen Götzen entgegenstreckt, steht am Scharteneck. Ob diese zwei merkwürdigen Gestalten ganz in ihrer Form von der Natur geschaffen oder ob Menschenhände nachgeholfen, ist unbekannt.



aus "Oberösterreichische Volks – Sagen"
gesammelt von Kajetan Alois Gloning
II. Historische Sagen