Feyregg

Ungefähr eine Viertelstunde von dem Bade Hall in Oberösterreich liegt das freundliche Schloss Feyregg, über dessen Benennung die Sage spricht: „Nach dem Frieden zu Osnabrück 1648 lösten sich alle Heere auf, und jeder Soldat zog in seine Heimat zurück. Ein solcher – es war ein Dragoner der kaiserlichen Reichsarmee – ritt in der Sylvesternacht während eines heftigen Schneegestöbers gegen das Dörflein mit der Kirche, später Kirchdorf genannt. Er war den ganzen Tag geritten, sein falber Däne vermochte ihn kaum mehr zu tragen. Auf einer Anhöhe angelangt, schlug er mit dem Feuerstein Funken auf die Lunte seines Gewehres, um beim Aufblitzen des Funkens den Kirchturm des Dorfes erblicken zu können. Sein Plan gelang, und langsam wand er sich mit seinem Pferde gegen das Dorf durch die dichten Schneelager; denn dort harrten seiner eine gute Mutter und eine geliebte Braut seit 12 Jahren. Im Tale musste man den Funken und die angebrannte Lunte gesehen haben, denn langsam bewegte sich ein Lichtlein gegen den Reiter. Dieser hielt sein Pferd an, um es ausruhen zu lassen. Da gewahrte er unfern drei Männer, welche eine Laterne hatten und mit schweren Kolben bewaffnet waren und die Tracht der dortigen Landleute trugen. Freudig eilte der Soldat auf sie zu, um sich von ihnen den Weg ins Tal zeigen zu lassen. Aber seine Freude war schnell entschwunden, als er in den Männern Räuber erkennen musste, die ihm nach seinem Eigentum und nach seinem Leben trachteten. Doch der Tapfere ließ sich nicht schrecken und verteidigte sich mächtig gegen seine Angreifer. Aber bald war sein Arm ermattet, schon glaubte er sich verloren, da fiel sein Blick auf die glimmende Lunte; schnell riss er sie von seinem Gewehre und schleuderte sie auf einen hohen, dürren Busch, welcher unter einem Höhlenabhange, gegen Regen und Nässe geschützt, stand. Die Lunte entzündete den Busch, und im Nu flammte ein gewaltiges Feuer aus der Ecke der Felsenhöhle empor. Im Tale war dies Notzeichen gesehen; die Notglocke erklang und eine Schar von Männern eilte dem, mit der letzten Kraftanstrengung kämpfenden Dragoner zu Hilfe. Als die drei Räuber die Kommenden sahen, ergriffen sie eiligst die Flucht, wurden aber bald eingeholt und dem Gerichte zu Steyr übergeben, welches sie wegen viele Verbrechen zum Tode verurteilte.

Der Soldat war betäubt zu Boden gesunken und erwachte erst wieder in den Armen seiner Mutter. Er wurde nach Jahren Schulze des Dörfleins, wo er sich vermählte, und gar manchen Abend die Geschichte seiner wunderbaren Rettung durch den Busch im feurigen Eck erzählte, welches später dem dort erbauten Schloss der Sage nach den Namen „Feyregg“ gegeben haben soll.



aus "Oberösterreichische Volks – Sagen"
gesammelt von Kajetan Alois Gloning
V. Romantische Sagen (Sagen verschiedenen Inhaltes)