Die Toifling

Zwischen dem Pfarrorte Wendling und der südlich davon circa vier Kilometer entfernten Ortschaft Winkling befindet sich ein düsteres Wäldchen, durch welches die beide Ortschaften verbindende Straße nach Rottenbach führt.

Vor 100 Jahren ging spät abends ein in der Ortschaft Winkling in Arbeit gewesener Maurer, ein ehemaliger Laudon‘scher Reiter, mit zwei seiner Gehilfen heim nach Wendling. Unterwegs ärgerte er seine Begleiter fortwährend durch frevelhafte Reden. Am Saume des Wäldchens sahen die drei Männer einen prächtig gesattelten Schimmel rechts seitwärts auf der Wiese grasen. Derselbe kam bei der Annäherung der Männer auf diese zu, wieherte und schmiegte sich schmeichelnd an den verwegenen Maurer. Derselbe machte seinen Gefährten gegenüber die Bemerkung, das aufgeschirrte Pferd kenne schon einen Reiter, und da seit dem Kartoffelkriege kein Pferd mehr zwischen seine Schenkel gekommen sei, könne er der Lust nicht widerstehen, einmal noch in seinem Leben einen Ritt zu machen.

Nach diesen Worten schwang er sich in den Sattel, saß aber kaum fest, als auch schon das Pferd in östlicher Richtung in rasender Eile dahinflog, dass es den anderen zwei Männern plötzlich aus ihrem Gesichtskreise entschwand.

Der kecke Maurer kam erst nach drei Tagen zerschunden und elend wieder nach Hause und erzählte, dass das Pferd im wildesten Laufe, kreuz und quer, endlich um 4 Uhr früh am Kalvarienberg bei Linz, als man dort zum Ave-Maria läutete, ihn an die Felsenwand schleuderte, dass ihm Hören und Sehen verging, weil er halb unbewusst das Kreuz schlug. Seit der Zeit war er von seinem Unglauben kuriert und hat seine Verwegenheit verloren. Das Wäldchen erhielt aber von dieser Begebenheit den Namen „Toifling“, da man meinte, das Pferd sei der „Gottseibeiuns“, der „Toifl“ selbst gewesen. Der Maurer ist aber bald nachher gestorben.



aus "Oberösterreichische Volks – Sagen"
gesammelt von Kajetan Alois Gloning
IV. Mythische Sagen