Die Tigerhöhle bei Wildenau

Zur Zeit der Erbauung des Schlosses Wildenau und noch lange darnach soll die Umgebung desselben eine große Wildnis gewesen sein, und das Schloss davon seinen Namen bekommen haben. Nicht weit von demselben entdeckte der Jäger des Schlossbesitzers, eines Ahamers, welche dasselbe schon im zehnten Jahrhundert besessen haben sollen, eine Höhle und in derselben zwei junge Tiger. Der Ahamer wartete nun den Moment ab, wo die alte Tigerin, auf Raub ausgehend die Höhle verließ, ergriff sodann die zwei Jungen, nahm sie auf sein Pferd und sprengte damit dem Schloss zu.

Kaum war er vor demselben angekommen, so hatte ihn die Tigermutter, welche den Raub ihrer Jungen entdeckt hatte, auch schon eingeholt. Aber der kühne Ritter tötete dieselben vom Pferde aus mit seinem Schwerte und ließ sodann die Zugbrücke aufziehen.

Ein altes Gemälde, welches sich im Schlossturm befand, stellte dieses Ereignis dar, ist aber seit dem Verkauf des Schlosses durch die Erben des Freiherrn von Amsland daselbst nicht mehr vorhanden.



aus "Oberösterreichische Volks – Sagen"
gesammelt von Kajetan Alois Gloning
V. Romantische Sagen (Sagen verschiedenen Inhaltes)