Das Mäuseschloss zu Holzöster

Bei Holzöster an der salzburgisch-bayrischen Grenze, befindet sich ein Hügel, Butterstall genannt, an dessen westlichem Fuße sich ein kleiner See hinzieht. Am unteren Ende desselben liegt Holzöster. Auf der Spitze des Hügels stand vor langer Zeit das Schloss der Grafen von Franking und Holzöster. In diesem Schloss hauste einst ein Graf, der gegen die Armen sehr hartherzig und grausam war. Sobald er nur einen bei seinem Burgtor erblickte, ließ er ihn sogleich ergreifen und in den Turm werfen. Wenn die Armen, vom Hunger getrieben, anfingen zu schreien und zu winseln, so lachte der Graf und sagte: „Hört nur, wie meine Getreidemäuse schreien können!“

Er ließ ihnen nie etwas geben, und die Unglücklichen mussten verhungern. Dafür strafte ihn aber Gott. Sein Schloss füllte sich auf einmal so mit Mäusen, dass sie sogar in sein Bett und in seine Kästen kamen, ihm alles aufzehrten, und wo er nur hintreten oder sich hinsetzen wollte, war es voll davon.

Da baute er sich ein Schloss mitten in den See und glaubte sich da gesichert von den lästigen Tieren. Aber kaum war das Schloss fertig und der Graf eingezogen, so schwammen die Mäuse auf Hölzchen hinüber und bald war auch das neue Schloss von unten bis oben damit angefüllt. Er konnte nun der Mäuse nicht mehr los werden und musste auf eine fürchterliche Art zugrunde gehen. Beide Schlösser fielen zusammen, und wo das Schloss im See gestanden, ist heutzutage noch eine Untiefe.



aus "Oberösterreichische Volks – Sagen"
gesammelt von Kajetan Alois Gloning
IV. Mythische Sagen